Sieben Pfoten, viele Flossen

Ein Hund? Niemals! Andrea hatte panische Angst vor Hunden. Dass sie nun sogar sieben Pfoten begleiten, hätte sie sich wohl nicht gedacht. Richtig gelesen – sieben Pfoten machen seit kurzem das Restaurant „Am Teich“ in St. Valentin unsicher!

Gastro und Hunde vertragen sich nicht – das war auch jahrelang Andreas Meinung. Die gelernte Köchin und Kellnerin begleitete außerdem seit ihrer Kindheit eine jahrelange Angst vor Hunden, die auch bis ins Erwachsenenalter immer wieder gestärkt wurde. Dass Andrea nun mit zwei Hunden in einem Haus in St. Florian wohnt, hätte sie sich wohl vor ein paar Jahren nicht gedacht.

Falstaff Gabel erkocht

Nach ihrer Ausbildung und zahlreichen Stationen im Berufsleben, unter anderem bei einer Versicherung und in einer Bar in Asten, landete sie als Aushilfe bei Andi im Café Central. Sie kannte Andi noch aus Jugendtagen, als sie selbst eine treue Kundin war. Er überzeugte sie davon, die Wände des Lokals in Asten durchzureißen und daneben ein Restaurant mit gehobener Küche zu eröffnen. Was Andrea anfänglich als Hirngespinst abtat, wurde kurze Zeit später Wirklichkeit und die beiden eröffneten das „Am Platz“ in Asten. Sie erhielten sogar die Falstaff-Gabel – und das während Andrea in der Küche stand. „Darauf bin ich schon ein bisserl stolz“, sagt sie fast verlegen, da sie sich eigentlich in der Rolle als Kellnerin und nicht als Köchin sehe.

Neue Traumlocation „Am Teich“

Mit einer guten Portion Selbstvertrauen und Mut nahmen die beiden dann die Gelegenheit wahr, auf die sie schon einige Zeit lang gewartet haben: eine wunderschöne Location direkt am Teich in St. Valentin wurde zu Beginn der Corona-Pandemie frei. „Andi war anfänglich noch skeptisch. Wir fuhren hin, er stieg aus dem Auto und sagte nur: ,Wo muss ich unterschreiben?‘“, erzählt sie lachend. Während des Lockdowns bereiteten die beiden Geschäftspartner alles vor, um im August 2020 zu eröffnen. „Wir hatten einen idealen Start, waren und sind nach wie vor in dieses Lokal verliebt und freuen uns, unsere Gäste mit regionalen und ausgewählten Speisen bei dieser Traumkulisse zu verwöhnen. Auch Hochzeiten können bei uns gefeiert werden“, sagt Andrea und gerät ins Schwärmen.

Besonders großen Wert legen die beiden auf Regionalität und das Wohl der Tiere, die auf der Speisekarte landen. Außerdem wird jede Sauce selbst gemacht und alle Kräuter eigenhändig aufgezogen. „Das hat natürlich seinen Preis, aber wir freuen uns, dass die Akzeptanz dafür immer größer wird“, sagt Andrea. Direkt vor dem Lokal „Am Teich“ schwimmen auch die Störe im Becken, die dann auf der Karte landen – nachhaltiger geht es wohl kaum.

Angst mehr als überwunden

Mit der Übernahme des Lokals wurden die beiden auch für die Pflege des Teichs verantwortlich – und hatten somit auf einen Schlag jede Menge Haustiere: Fische. Doch wer schon mal zu Gast „Am Teich“ war, weiß, dass auch Hunde herzlich willkommen sind. Denn Andrea konnte ihre Angst Schritt für Schritt überwinden. Andis Tochter bekam einen Welpen, den Andrea von klein auf kennenlernte. Mutig passte sie sogar einige Stunden auf ihn auf und ging spazieren. „Ich bemerkte, dass ich total viel Spaß mit ihrem Hund habe“, sagt sie. Und Andi, der nebenbei als Hunderichter tätig ist, unterstützte sie dabei, ihre Angst zu überwinden. Nach langen Überlegungen und Rassevergleichen entschied sie sich für einen Lagotto, der auch mal ins Restaurant mitkommen darf, ohne viele Haare zu hinterlassen. Der süße Cino eroberte sofort ihr Herz und begleitet sie seit mittlerweile vier Jahren. Durch Andi entdeckte sie auch den Hundesport für sich. Als kürzlich von derselben Zucht ein Lagotto mit nur drei Beinen geboren wurde, entschied sie sich, auch der süßen Joy ein Zuhause zu geben. Cino ist sehr froh über sein Geschwisterchen, die zwar ein Bein weniger, aber dafür umso mehr Energie habe. Diese Energie führte bereits dazu, dass sie sich einer Operation unterziehen musste, denn kurz vor dem ursprünglich ersten vereinbarten Fotoshootingtermin stürzte sie schwer und der kleine Stumpf am Schultergelenk musste operativ entfernt werden.

„Nun kann aber nichts mehr passieren“, sagt Andrea, während Joy durchgeknallt auf der „Am Teich“-Terrasse herumfetzt. Es scheint fast, als würde sie manchmal vergessen, dass sie nur drei Beine hat. Die wenige Freizeit, die beim Betreiben eines Restaurants bleibt, ist also voll und ganz den Hunden gewidmet. „Anders kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen“, sagt Andrea mit einem Strahlen in den Augen. 

Wer Lust bekommen hat, Andrea und Andi „Am Teich“ zu besuchen: https://www.amteich.net/