Ein Platz für jeden Hund
Wenn Dalmatiner Duke, Cane Corso Nemo, die französische Bulldogge Luise, die chinesische Schopfhündin Gertrude und viele andere Hunde auf einen zulaufen, ist man wahrscheinlich auf Sabines Hundewiese gelandet. Die Tiertrainerin und Obfrau des Tierschutzvereins Ybbstal bietet allen Hunden Asyl, bis sie das perfekte Zuhause für immer gefunden haben.
Wenn Sabine auf ihrer Hundewiese in Aschbach ihre Schützlinge laufen lässt, dann geht es ordentlich rund. Von zarten chinesischen Schopfhunden über eine gemütliche Golden Retriever Dame bis hin zum riesigen Cane Corso herrscht Eintracht auf der Wiese. Mehr als zehn Hunde spielen, laufen und entspannen hier gemeinsam. Doch sobald Sabine auch nur einen Schritt macht, marschieren alle hinter ihr her und beobachten, was sie tut, buhlen nahezu um ihre Aufmerksamkeit. Kein Wunder, denn Sabine ist nicht nur Obfrau im nahegelegenen Tierschutzverein Ybbstal, sondern auch Hundetrainerin. „Mein Trick, wenn die Leute Probleme mit ihren Hunden haben, ist es, gemeinsam mit meinem Rudel zu arbeiten. So können die Hunde sozialisiert werden, aber auch Frauli und Herrli lernen, entspannter bei Hundebegegnungen zu sein“, sagt sie.
Von der Friseurin zur Hundetrainerin
Die Liebe zu Hunden entstand zwar bereits in ihrer Kindheit, da es in ihrer Familie auch immer Hunde gab, aber sie glaubt nicht, dass das ausschlaggebend sei, ob man sich mit Hunden auskennt. Bevor sie diese Leidenschaft auch beruflich ausübte, absolvierte sie nach der Matura die Ausbildung zur Friseurin und arbeitete einige Jahre in einem Salon.
„Durch meinen ersten eigenen Hund kam ich zur Hundetrainerausbildung und auch zum Tierschutzverein – und merkte, dass mich das so richtig erfüllt“, sagt Sabine. Da die Selbstständigkeit als Hundetrainerin ausreichte, konnte sie ihren Friseurjob vor 15 Jahren aufgeben. Aus dem anfänglichen Aushelfen im Tierschutzverein wurde mehr – und seit einigen Jahren ist sie nun die Obfrau.
Alles ist dreckig!
Ein paar Schützlinge landen dann auch direkt bei ihr und werden sozialisiert, bevor sie weitervermittelt werden. Und als wären diese „Sozialfälle“ nicht schon genug, besitzt Sabine auch selbst sieben Hunde und sieben Katzen, mit denen sie in einem Haus in Waidhofen wohnt. „Mit so vielen Hunden darf man nicht eitel sein. Man ist dreckig, man wird dreckig, die Hunde sind dreckig, alles ist dreckig! Ich kann ja nicht allen Hunden die Pfoten abwaschen und abtrocknen“, sagt sie lachend und wischt an einem Pfotenabdruck auf ihrer schwarzen Bluse.
Nicht alle können bleiben
Derzeit sozialisiert sie einen Dalmatiner („Ein Scheidungshund“) und eine französische Bulldogge („Allergiker“). Die kleine französische Bulldogge sorgte anfänglich durch ihre ruppige Art für ganz schön Wirbel im Rudel, da sie unglaublich aggressiv war. „Ich dachte mir schon, das wird nichts mehr, aber meine Hunde haben ihr gezeigt, wie man sich verhält und schon bald ist sie vermittelbar“, sagt Sabine stolz. Und Dalmatiner Duke hat besonders Gefallen am Übergangsfrauli Sabine gefunden. „Natürlich gibt es Hunde, in die ich mich verliebe, aber da muss ich realistisch bleiben. Duke kann ich leicht vermitteln, aber bei einem dreibeinigen, scheuen Hund, der immer wieder ausbüxt, musste ich irgendwann wahrhaben, dass dieser im Rudel bleiben muss. Aber alle können nicht bleiben“, sagt Sabine mit strengem Unterton. Ihre drei chinesischen Schopfhunde mit den klingenden Namen Gertrude, Anubis und Gida blieben ihr zum Beispiel, weil eine Zucht aufgelassen wurde. Sie kümmerte sich um die Vermittlung der vielen Welpen und fand nicht für alle sofort einen Platz. Obwohl es sich anhört, als wäre die Sozialisation eine große Aufgabe, betont Sabine, dass das schwierigste die Vermittlung sei. „Man kann die Leute oft so schwer einschätzen, wie ernst sie es meinen. Das wichtigste ist für mich, dass die Hunde einen perfekten Platz finden, an dem sie für immer bleiben können“, sagt Sabine.
Das alles ist natürlich mit enormen Kosten und viel Druck verbunden, weshalb sie sich besonders freut, dass sie eine große Wiese für die Hunde zur Verfügung hat. „Obwohl ich mittlerweile einen Doppeldeckerbus bräuchte, wenn ich zur Wiese fahre und alle mitnehmen möchte“, sagt sie lachend. Ihr Cane Corso Nemo hatte kürzlich eine Operation und somit purzeln auch die Tierarztkosten in die Höhe. Deshalb sind Spenden und auch Futterspenden bei Sabine immer willkommen, da sie ja im Verein auch noch genügend Mäuler zu stopfen hat. „Wir haben derzeit wieder eine große Menge an Babykatzen und natürlich unglaublich viele Hunde zur Vermittlung“, sagt sie. Zeit für Urlaub bleibt ihr nicht, doch die Liebe zu den Hunden überwiegt. Besonders ihre Staff-Hündin Josephine hat es ihr angetan: „Sie war am Anfang auch unglaublich schwierig, aber nun ist sie der perfekte Hund. Meine Joschi geb‘ ich nicht mehr her“, sagt sie und drückt der Hündin vor rund 20 neidischen Hundeaugen ein Bussi auf die Schnauze.
Wer Sabines Dienstleistungen in Anspruch nehmen oder den Tierschutzverein Ybbstal unterstützen möchte, findet hier mehr Informationen: http://www.hundespezialistin.at/ und http://www.tierschutzverein-ybbstal.at/verein/